Hintergrund (Anmerkungen der Übersetzerin):

Die auszugsweise Übersetzung entstand in Zusammenhang mit meiner Ausbildung zur Trainerin beim EFT-D.A.CH.-Verband. Während des EFT-Trainer-Seminars 2012 bei Kerstin Stiehler-Otters und Gerald Stiehler (Darmstädter Seminare) – und auch innerhalb meiner Intervisionsgruppe zum Thema „EFT und Trauma“ – haben wir unterschiedliche Sichtweisen auf den Begriff PU immer mal wieder gestreift. Auch vom EFT-D.A.CH.-Vorstand war am 06.März 2013 eine Information zur Veränderung des Basis-Rezepts von Gary Craig an alle Verbands-MitgliederInnen heraus gegangen.

Zum Thema PU habe ich eine bestimmte Haltung, die u.a. aus meinem Training mit und meinem Studium von Demonstrationen von Gary Craig und anderen US-EFT-Mastern resultiert. Die nachfolgenden Ausführungen entsprechen grundsätzlich meiner Wahrnehmung, und ich hoffe, dass die Übersetzung auch andere Praktizierende bereichern kann. Aus meiner Sicht ließe sich an ein, zwei Stellen noch etwas sinnvoll ergänzen… dies reiche ich zu einem späteren Zeitpunkt gerne nach.

An bestimmten Punkten der Übersetzung hatte ich Verständnisschwierigkeiten, die hier jedoch nicht schwer ins Gewicht fallen dürften. Für InteressentInnen habe ich die entsprechende Stelle benannt und die Position des Bands zum Nachhören angegeben.

Das Interview wurde durchgeführt von Jondi Whitis, EFT Trainerin, Practitioner (CC, ADV, CERT-1, AAMET3 & Certified Trainer) im Rahmen ihrer Arbeit mit „EFT Radio Online“, Links hierzu:

http://www.eftradioonline.com/. Weitere interessante Ressourcen – z.B. für Matrix Reimprinting Practitioner – finden sich für englisch Sprechende auf folgenden Seiten:

http://www.eftradioonline.com/getting-eft-and-matrix-reimprinting-out-to-the-world-with-annadams/

oder:

http://www.eftradioonline.com/category/eft-audios/matrix-reimprinting/.

Das vollständige Original-Interview hat Gary Craig auf seiner Webseite mit dem nachfolgenden (ebenfalls hierfür übersetzten) Begleittext ins Netz gestellt, Link hierzu:

http://www.emofree.com/ eft/radio-may-2013.html

 

Beginn des Interviews:

Gary: Ich bedanke mich bei Jondi Whitis (TapFest) für ihren “1. Klasse-Job” bei der Erforschung wichtiger EFT-Themen mit mir. Dazu gehörte…

• Warum ich das Gold Standard Tutorial erschaffen habe – ein sehr benötigter Standard. Andernfalls ist es eine Herausforderung, einen von 2 Leuten zu finden, die EFT auf die gleiche Weise praktizieren.

• Visionen, wohin ich EFT in der Zukunft gehen sehe – neue Ebenen von Heilung sind möglich, wenn EFT korrekt angewandt wird.

• Meine kontroverse Position zur Psychologischen Umkehr: Es ist manchmal schwierig – aber dennoch nötig – alte Überzeugungen aufzugeben.

• Meine Gedanken zum Stichwort „Installation von Positivem“ versus der hocheffektiven Methode des „Reframing” (= englisch für „Herstellen neuer Bezugsrahmen“) – Positivismen können sogar den EFT-Prozess durchkreuzen.

• Die entscheidende Wichtigkeit des Testens eurer EFT-Arbeit – dies unterscheidet oft die wahren Experten vom Rest.

• Stellvertreter-EFT und seine erstaunlichen Implikationen für die Zukunft – neue Perspektiven liegen vor uns.

 

Auszug aus dem Interview beginnend bei 28:50 Min.:

Jondi: Nun, ich würde sehr gerne noch über dieses (Anm: vorhergehende) Thema sprechen… aber ich habe mir selbst versprochen, dich zwei Dinge in Bezug auf die „Kunst der Anwendung“ („Art of Delivery“) zu fragen, bei denen ich so viel Verwirrung sehe… geht das?

Gary: Klar.

Jondi: Großartig. (….) Vor langer Zeit mag der Begriff „Psychologische Umkehrung“ etwas anderes bedeutet haben als wie du ihn jetzt ansiehst- könnten wir eine „2013-er Erklärung“ zu diesem Thema haben?

Gary: Nun, lass mich ein wenig Geschichte in die Erklärung mit einbauen…

Jondi: Großartig-

Gary: … Was ich als erstes lernte über diese Techniken von Roger Callahan… und einer seiner Hauptpunkte, auf die er ziemlich stolz war, war seine „Psychologische Umkehr“… und die Art, wie das erklärt wurde, war, nun… in den Energie-Meridianen in deinem Körper ist es so, als wenn die Batterien falsch herum eingelegt seien, so dass die Polarität falsch herum ginge. Und der Effekt davon ist, dass es einen umdreht… so drückte er das aus… einen „psychologisch umdreht“, denke ich, ihr Thema zu bewältigen. Und was das demonstrieren sollte, war, jemanden zu nehmen, der übergewichtig war zum Beispiel, der dann sagte: „Ja, ich möchte Gewicht abnehmen.“ Und wenn sie das sagten, würden sie das auf einer gewissen Ebene glauben… und dennoch – wenn man mit ihnen EFT machte – würde sich nicht viel bei ihnen tun (? „they wouldn’t go much of any place”, 30:15). Und deshalb hat Roger das „psychologische Umkehr“ genannt.

Was er gemacht hat: Er machte den Muskeltest bei den Menschen. Er ließ sie Dinge sagen wie: „Ich möchte abnehmen.“… und sie waren nicht kongruent damit… in sich selbst stimmten sie nicht damit überein… und das führte dazu, dass der Muskel schwach wurde. Und „Aha!“ : unterbewusst irgendwie… möchte jemand nicht abnehmen, das ist „Psychologische Umkehr“. Und dann musste sich deine Tapping-Routine anschließen und einige Aussagen usw. und dann hatten wir … mal angenommen… die Umkehrung damit korrigiert, so gingen wir vor. Und dann wäre der Muskeltest stark gewesen und dann waren sie nicht mehr „psychologisch umgedreht“… hätten sich im Prozess nicht mehr selbst sabotiert, und dann wäre es anzunehmen, dass es besser voran geht.

Jondi: Ok.

Gary: Ja. Das war die Idee davon.

Jondi: Als eine, die früh “Angewandte Kinesiologie” gelernt hat, habe ich in der Tat gesehen, dass es sehr wertvoll war, mir und dem Behandelten zu zeigen, dass es da einen Konflikt gab in ihnen selbst (in Bezug auf etwas)…

Gary: Ja. Und das trug bei zum Gewicht des Ganzen, dem „Offiziellen“ des Ganzen. Aber… nun, mein Hintergrund ist der eines Ingenieurs… und ich blieb dabei, das in Frage zu stellen… Ich meine, ich „kaufte es (Anm: ihm) ab“ und ich brachte es anderen bei und… es schien in Ordnung zu sein, es so zu machen. Aber die Jahre gingen ins Land und ich blieb dabei, mich zu fragen… und, weißt du… die Quantenphysik kommt daher – und einige aus der Hörerschaft (…die Muskeltest machen…), mögen nicht mit meinen nächsten Kommentaren übereinstimmen, aber lass mich sie dennoch machen: Eines der klaren Resultate aus der Quantenphysik ist es, dass der Beobachter in einem Experiment das Experiment beeinflusst. Das ist sehr klar und es gibt niemals eine Ausnahme. Es gibt immer einen Einfluss. Und wenn du also Muskeltest machst… so sehr du versuchst, dich selbst „aus dem Weg zu bekommen“, (32:32: wirst du immer noch…?….. den Beobachter jedoch/außer/statt den Experimentator). Und deshalb bringt das ein Element hinein von: „Schau mal- wie akkurat ist das überhaupt?“

Nun, ich kenne eine Menge Leute, die das nutzen und die glücklich sind mit der Genauigkeit usw., aber… das war eines der Dinge, die mich dazu brachten, einiges davon in Frage zu stellen. Aber noch wichtiger als das: Was ich machte mit der Zeit, war, dass ich die „psychologische Umkehr“ ignorierte- ich ignorierte sie einfach! Und ich hatte nach wie vor Resultate. Wenn ich keine Resultate hatte, dann habe ich… eher als dass ich sagte: „Oh Mann- sie müssen eine ‘Psychologische Umkehr’ haben.“… Was ich stattdessen machte: Ich habe mir gesagt: „Nun, vielleicht bin ich noch nicht beim richtigen Thema angelangt.“ Und begann also zu graben und Fragen zu stellen… und abwärts zu den auslösenden Ereignissen zu kommen – und daher kam das übrigens auch für mich, dass das zu so einer grossen Sache wurde mit den „spezifischen Ereignissen“…

Jondi: Ok…

Gary: … und als ich also immer tiefer und tiefer grub zu den spezifischen Ereignissen… sobald ich das richtige Ereignis fand… sobald ich das richtige Thema gefunden hatte, das richtige Kernthema etc., … spielte die „Psychologische Umkehr“ keine Rolle- sie – „Puff“ – war weg. Diese Themen gingen weg, ob wir „Psychologische Umkehr“ korrigierten oder nicht, das war egal. Und seit Jahren also habe ich jetzt die „Psychologische Umkehr“ einfach ignoriert… im Prozess.

Und das neue Tutorial, das ich habe, ignoriert es genauso… und…

Jondi: Aber wir haben uns mit dem ursprünglichen Punkt befasst und der balancierenden Aussage darauf, so dass… und ich verstehe… und ich bin so froh, dass wir uns darüber unterhalten, denn ich möchte das richtig verstehen.

Denn ich weiss, dass wir immer noch diese besondere Äußerung haben, die wir erstellen – mit soviel Klarheit, wie wir können – von dem Problem, auf das wir uns konzentrieren möchten, dem Ziel… und wir haben den balancierenden Effekt des Selbst-Akzeptanz-Satzes…und wir haben den Karate-Punkt oder den Empfindlichen Punkt, bei dem wir beginnen. Und mein Verständnis war, dass du so ziemlich die Idee ignoriert hast, ob du sie (Anm: die PU) hattest oder nicht, weil dies (es Vorgehen) sie korrigiert hat, wenn sie tatsächlich da war und dass wir dadurch viel Zeit sparten, wenn wir so vorgingen.

Gary: Ja. Das ist ein guter Punkt. Und was interessant daran war, ist, dass: In meinem eigenen Versuch – das zeigte sich nicht in den Filmen – da vergaß ich die Korrektur der psychologischen Umkehr, die ins Basisrezept eingebaut war. Ich habe sie komplett vergessen, ich hab sie nicht mal eingesetzt, ich habe einfach begonnen, an den Punkten zu klopfen. Und ich habe immer noch einige der Resultate gehabt, ohne jemals „die psychologische Umkehr zu korrigieren“. Aber wenn ich stecken blieb – ich sage es wieder – suchte ich weiter nach dem spezifischen Ereignis: „Ich bin noch nicht beim richtigen Thema.“ sagte ich mir weiter… und wenn ich zum richtigen Thema kam: „Ah!“ … geht alles weg („…everything goes away!“)! ”

Nun. Ich nutze immer noch den Karate-Punkt in den Eröffnungs-Bemerkungen usw. aber wenn du schaust, was ich wirklich tue in den Videos der späteren Jahre, dann ist es so, dass ich diesen Eröffnungssatz-Prozess nutze, um zu beginnen, eine Art herumwandernde Sprache einzusetzen… ich benutze Detektivarbeit… ich reframe (stelle neue Bezugsrahmen her) … ich tue eine Menge Dinge eingangs damit. Was Teil der Kunst der Anwendung ist. Nichts von dem ist für mich verzahnt mit irgendetwas wie der „psychologischen Umkehr“ (36:00).

Und um auf diesen Punkt zurück zu kommen: Seitdem ich diese Bemerkung gemacht habe, hat dies einige Kontroversen entfacht. Ich war in einigen E-Mail-Listen und sie haben mich dazu befragt und ich habe ihnen erzählt, von welchem Erfahrungshintergrund das herrührt… und sie debattierten mit mir die anderen Seiten… Und was ich schließlich tat, war, ich sagte: „Ich sag euch was- wenn mir einer von euch einen wirklich fühlbaren Beweis zeigen kann, dass ‘Psychologische Umkehr’ wirklich existiert oder… und wenn sie tatsächlich existiert, dass das einen Unterschied macht… ich würde das gerne sehen. Ich möchte das wirklich sehen, weil… eine der Sachen, die wir tendieren zu tun, ist, dass wir tendieren, eine Überzeugung tief in uns zu verwurzeln… so ist es einfach… und es ist ziemlich hart, diese manchmal zur Seite zu legen. Und ja… wir haben Kontroversen.

Jondi: Halt! Ich möchte sicher sein, dass ich das verstehe, bevor du weiter machst. Verzeih… aber: Mein Verständnis von der sogenannten „Psychologischen Umkehr“ war, das es eine… ob es nun (….Anm: einige Worte nicht verstanden…) oder nicht… dass ich mich weiter entwickelt habe zur Ansicht, dass es sich handelt um negative Selbstgespräche und negative Überzeugungen, die wirksam sind (…Anm: einige Worte nicht verstanden…), und es war auch die Idee des Sekundärgewinns. So dass ich einmal die Situation hatte, wo… wie du es beschrieben hast, als du das Gewichts-Beispiel vorhin erzählt hast… du (Anm: und hiermit meinst sie jetzt sich selbst) heraus gefunden hast… als du begonnen hast, an den spezifischen Ereignissen und Themen zu arbeiten… dass du gefunden hast, dass es ein sehr besonderes Ereignis gab, das es extrem attraktiv gemacht hat, dieses Gewicht zu behalten, weil es einen verdammt guten Grund gab, das zu tun. Dieses Ereignis hat dich (Anm: gemeint ist hiermit ein Klient) „gelehrt“, du hast die Schlussfolgerung oder Überzeugung gezogen, dass es eine verflixt gute Idee war, dieses Gewicht weiter festzuhalten, weshalb ich einfach sagte: „Nun, das ist Sekundärgewinn.“, also: Das ist die „Psychologische Umkehr“. Und deshalb war ich in der Lage, in ein spezifisches Ereignis zu gehen und heraus zu finden, welches die Überzeugung war und diese hochzubringen, so dass wir es uns beide zusammen anschauen konnten. Und zu fragen: „Glaubst du das noch? Ist das angemessen, jetzt im Moment?“ (…)

Gary: Hmhm-

Jondi: Und das ist die Weise, wie ich schon seit einiger Weile „Psychologische Umkehr“ betrachte… basierend auf dem, was ich dachte, was ich verstanden hätte von dem, was du gesagt hast.

Gary: Ja. Ich denke, es ist ein anderer Name für „Sekundärgewinn“. Wir haben diese Menschen mit Multipler Sklerose, die in Rollstühlen sitzen. Viele von denen… wenn du mit ihnen sprichst und unter alles Darunterliegende kommst… sie sitzen in ihrem Rollstuhl und es könnte Wege geben, wie sie da heraus kommen könnten… von einer Heilungsperspektive aus gesehen… aber weißt du: In diesem Rollstuhl zu sitzen, bringt ihnen viel Liebe und Zuwendung, die sie nicht bekamen, als sie nicht im Rollstuhl saßen. Wenn sie im Rollstuhl sitzen, bekommen sie so und so viel Behindertenzahlung im Monat, die sie vorher nicht bekamen. Sie haben Gründe, in diesem Stuhl zu sitzen.

Jondi: Wenn du mal bedenkst, dass… wenn sie heraus kämen in einem bestimmten Alter mit… und auf den Arbeitsmarkt geworfen würden… wie würden sie überleben?

Gary: All das Zeug wirkt in diesem … (Anm: 2 Worte nicht verstanden. 39:33 ), weißt du… also, diese „Sekundärnutzen“ sind kraftvoll. Ich denke – und ich verstehe, dass das kontrovers ist – für mich kann dieses ganze Konzept der „Psychologischen Umkehr“ benutzt werden als eine Entschuldigung dafür, weshalb wir keinen Fortschritt machen. Oh, nun: „Tap, tap, tap… wir kommen so weit … und dann kommen wir nicht mehr weiter- nun, dann müssen sie ‚psychologisch umgedreht‘ (psychologically reversed) sein“. Und es gibt auch den Satz, dass sie „massiv psychologisch umgedreht“ sind. Und also- wenn es benutzt wird in dieser erklärenden (rechtfertigenden) Weise… auch, wenn es subtil ist und nicht wirklich dazu tendiert, alles zu begrenzen…wenn das das Überzeugungssystem ist, dann kommst du nicht weiter.

Aber wenn du nicht an „Psychologische Umkehr“ glaubst, dann sagst du: „Nun, die Frage ist… nicht, ob sie ‚psychologisch umgedreht‘ sind… die Frage ist: Was entgeht mir hier?“ Ich muss ein Detektiv sein, ich muss rückwärts gehen zu einem Kernthema, das hier nicht an der Oberfläche ist. Lasst uns ein paar mehr Fragen stellen, lasst uns rückwärts zu dem gehen, was zählt. Und das geschieht, wenn du wirklich anfängst, gut zu werden mit der Kunst der Anwendung mit EFT. „Psychologische Umkehrung“ kann dich stoppen, ok… (Anm: lacht) … den Therapeuten… dahin gehend, richtig voran zu kommen.

Jondi: Das ist ein richtig schönes Konstrukt…. das macht es sehr klar… es gibt keinen (Freibrief?) (Anm: lacht)… was ich (bisher) hier vermisse… weil die einschränkenden Überzeugungen sind Teil des Problems, weshalb die Klienten sowieso kommen…

Gary: Ja.

Jondi: … was ich also (bisher) hier vermisse, ist ein wundervolles Konstrukt, so dass ich das so viel klarer sehen kann- danke dir.

Gary: Hmhm (Anm: zustimmendes Geräusch).

Jondi: Danke sehr… danke. Du gehst damit so schön um… lass mich dich etwas anderes fragen…

(Fortgang mit dem Thema: “Wwann man Positives einbringt” etc.)

(41:22)

 

Thank you, Jondi und Gary for sharing this audio with us! Danke Jondi und Gary für dieses Interview!

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