von Emma Roberts, EFT-Master

EFT bei Trauma Teil 2, übersetzt von Cynthia Doll-Hartmann

Ein detaillierter und meisterhafter Artikel über die Nutzung von EFT bei Trauma von Emma Roberts, EFT-Master

Im zweiten Teil zeigt Emma Roberts die EFT-Werkzeuge auf, die bei Trauma angezeigt sind.

Wichtiger Hinweis: Die Anwendung der beschriebenen Methoden verlangt gute Kenntnisse und Erfahrungen in EFT.

 

Teil 2:

Methoden für die Arbeit mit Trauma:

 

„Tränenfreie Trauma-Technik“

„Film-Technik“

„Erzähl die Geschichte-Technik“

„Tsunami-Technik“

„Vorstellungs-Technik“

 

Die „Tränenfreie Trauma-Technik“ (1):

 

Es handelt sich hierbei um eine sanfte Herangehensweise, bei der wir eine „doppelte Dissoziation“ verwenden, um Klient/innen vor Abreaktionen zu bewahren, und sie ist üblicherweise der beste Start, wenn man mit einem spezifischen Trauma-Ereignis arbeitet.

 

  • Finde ein spezifisches Trauma-Ereignis aus der Vergangenheit. Ein Beispiel könnte sein: „damals, als mein Vater mich mit der Faust geschlagen hat, als ich 12 Jahre alt war“. Im Gegensatz dazu wäre der Satz „mein Vater hat mich misshandelt“ zu umfassend, denn es ist gut möglich, dass die Misshandlungen sich über viele, viele Ereignisse hinweg erstreckten.
  • Lasse daraus einen Mini-Film machen und ihn auf die Wand gegenüber projizieren.
  • Bitte um einen Titel für diesen Film.
  • Bitte darum, die Intensität der Belastung auf einer Skala von 0-10 zu RATEN, WENN er angesehen WÜRDE. Anweisung geben, den Film eigentlich NICHT anzusehen (auch wenn einige ihre Augen schließen werden und es trotzdem tun werden). Dieses RATEN ist eine erstaunlicherweise nützliche Schätzung… und… es dient dazu, den Schmerz zu minimieren.
  • Lasse den Klienten/die Klientin einen Satz entwickeln, der einen Film-Titel für den EFT-Prozess verwendet, z.B. so etwas wie: „dieses ‘Vater-schlägt-mich’-Gefühl“ und wende eine Runde EFT damit an.
  • Lasse nach dieser Runde die/den Klientin/en erneut die Belastungs-Intensität raten (neuen Wert auf der Skala)
  • Absolviere weitere EFT-Runden (meiner Erfahrung nach bringen üblicherweise 3-4 Runden so gut wie jeden auf GERATENE Belastungswerte von 0-3)
  • Sobald der/die Klient/in auf akzeptable niedrige RATE-Werte gelangt ist, führe noch eine weitere Klopf-Runde durch und frage – nach dieser Runde – wie sie sich fühlen würden, den Film anzuschauen. Hinweis: Das ist der erste Zeitpunkt, zu dem du sie bittest, so etwas zu tun. Bis dahin ging es immer nur um relativ schmerzfreie VERMUTUNGEN.
  • Wenn es für sie ok ist, lasse sie den Film anschauen; unterweise sie vorher, sofort anzuhalten, sobald ein Teil erreicht ist, der sie noch „anspringt“ und lasse sie das gleich klopfen.
  • Mach so weiter, bis sie in der Lage sind, den Film ohne emotionale Belastung anzuschauen. Häufig kommt es vor, dass sie Dinge sagen wie: „Das ist so, als würde man jemand anderem zusehen.“ oder: „Ich kann es nicht mehr so klar erkennen.“

 

Kurzfassung der „Tränenfreien Trauma-Technik“:

 

  • Finde das spezifische Trauma.
  • Mache daraus einen Film und projiziere ihn auf eine Wand weiter weg von vor dir.
  • Wie ist der Film-Titel?
  • Schau dir den Film nicht an, sondern ziehe einen Vorhang davor.
  • Schätze die Intensität der Belastung, wenn du ihn anschauen würdest (rate).
  • Kreiere einen Erinnerungs-Satz, indem du den Film-Titel für den EFT-Prozess verwendest.
  • Wende EFT an.
  • Rate erneut die Intensität.
  • Wende mehrere EFT-Runden an, bis die ‘geratene’ Intensität niedrig ist.
  • Beobachte den Film, indem du an jedem Punkt anhältst, der dich noch „anspringt“.
  • Wende weitere EFT-Runden an, wenn notwendig.

 

Die „Film Technik“ (2):

 

Es handelt sich hierbei um das gleiche Prinzip wie bei der „Tränenfreien Trauma Technik“, nur ohne die doppelte Dissoziation. Wenn man annimmt, dass das Trauma nicht zu intensiv ist, dann wäre dies ebenfalls ein sicherer Start.

 

  • Erschaffe einen kleinen Film des spezifischen Ereignisses.
  • Wie stark ist die wahrgenommene Belastung der Intensität, wenn der Film angeschaut wird (SUD-Skala verwenden)?
  • Wenn die Belastungs-Intensität hoch ist: zurück gehen zur „Tränenfreien Trauma-Technik“.
  • Wenn es OK ist, den Film anzuschauen, dann beginnen und an jedem Punkt anhalten, an dem sich eine emotionale Intensität zeigt und klopfen.
  • So weitermachen, bis der ganze Film frei ist von jeglicher emotionaler Intensität.

 

Erzähl die Geschichte – Technik“ (3):

 

„Erzähl-die-Geschichte“ ist eine exzellente Weise, um Ergebnisse zu testen und jegliche restlichen unentdeckten Aspekte aufzulösen. Idealerweise sollte diese eingesetzt werden, wenn die Belastungs-Intensität auf ein akzeptables Maß reduziert oder völlig aufgelöst wurde. Dennoch, manchmal kann sie auch sofort eingesetzt werden, wie oben dargelegt.

 

  • Klientin/en ihre/seine Geschichte des Ereignisses/der Erinnerung/des Triggers erzählen lassen
  • Sobald irgendeine emotionale Belastung entdeckt wird: die Erzählung stoppen und an der letzten Bemerkung der Klientin klopfen.
  • Teste, indem Klient/in diesen Teil der Geschichte noch einmal erzählt. Sie/er sollte in der Lage sein, leicht durch den vorher beschriebenen Punkt hindurchzugehen. Ist das nicht der Fall, müssen weitere Aspekte adressiert werden.
  • Wenn Klient/in am ersten Punkt ruhig ist, lasse sie/ihn fortfahren, die Geschichte zu erzählen. Bei jeder emotionalen Belastung anhalten und diese tappen.
  • Teste, indem du Klient/in bittest, die gesamte Geschichte von Anfang bis zum Ende durch zu erzählen. Die Arbeit ist beendet, wenn Klient/in dazu in der Lage ist und durchgehend ruhig bleiben kann.

 

Die „Tusnami-Technik“ (4):

 

In der heutigen Zeit von Massen-Unglücken, natürlichen oder anderen Ursprungs, dachten wir, dass Ihr Interesse an einem EFT-Phänomen haben könntet, das während Sue Beers und meinem laufenden Trauma-Workshop im EFT Centre, London, auftauchte.

Der Workshop war für eine kleine Gruppe von Level 2 und 3 Praktizierenden und konzentrierte sich mehr darauf, mit Klient/innen zu arbeiten als mit der Selbstanwendung. Dennoch wollten wir ihnen die Erfahrung der Tränenfreien Trauma Technik geben, damit sie erfuhren, wie es sich für die/den Klientin/en anfühlte.

Da wir dachten, dass die umfassendste Weise, dieses zu Lehrzwecken zu tun, eine Gruppenerfahrung wäre, baten wir jede/n von ihnen, ein/e bestimmte/s Erinnerung/Bild/Foto vom Tsunami zu nehmen, das sie immer noch „ansprang“. Wir wussten, dass keine/r von ihnen eine direkte Erfahrung mit dem Tsunami gehabt hatte. Die meisten von ihnen hatten eher noch ein Problem, eine entsprechende „Erinnerung“ in sich zu finden.

Wir führten ein Gruppen-Klopfen mit “diesen Tsunami-Gefühlen“ durch und dabei wurde schnell deutlich, dass jede/r Einzelne sich mit etwas vollkommen anderem als dem Tsunami verbunden hatte. Es schien, dass – als die geringfügige Tsunami-Emotion „geklärt“/aufgelöst wurde – mächtige, scheinbar damit unverbundene Emotionen und Ereignisse auftauchten.

Während dies in sich selbst nicht ungewöhnlich ist für EFT, kam es für uns in diesem Umfeld überraschend. Es enthüllte neue Aspekte früherer, spezifischer Traumata, von denen sie (die TN) gedacht hatten, dass sie geklärt wären, und in einigen Fällen kamen bestimmte Ereignisse hoch, die bis dato unterdrückt gewesen waren. Offensichtlich mussten wir dann einen Umweg im Kurs vornehmen, in dem wir ihnen halfen, mit diesen Themen klarzukommen – um dann schnell weiterzumachen.

Nochmal: nichts von all dem Obigen mag überraschend sein, und obwohl es unerwartet war, waren alle Antworten leicht zu lösen und so wurde einiges an wichtiger Arbeit getan. Indessen handelte es sich auch um eine ungewöhnliche Gruppe, bei der es sich um engagierte EFT-Praktizierende handelte, die kontinuierlich an ihren eigenen Themen gearbeitet hatten und davon ausgegangen waren, dass sie die „großen Bäume“ aus ihren „emotionalen Wäldern“ geklärt hatten.

Im Augenblick benutzen wir die „Tsunami-Technik mit einigen Klient/innen, die festzustecken scheinen, um auf diesem Wege zu ermöglichen, darunterliegende Traumata auszugraben, in Fällen, in denen es keinen offensichtlichen Zugang zu geben scheint. Und das bringt IMMER Ergebnisse. Auf anscheinend indirekte Weise ist etwas Gutes und Positives aus den entsetzlichen Ereignissen dieses 2. Weihnachtsfeiertages entstanden.

 

  • Vergewissere dich, dass keine direkte emotionale Verwicklung mit dem Tsunami besteht.
  • Wähle eine Tsunami Erinnerung/eine Vorstellung/ein Bild.
  • Projiziere es auf einen Bildschirm, hinter einem Vorhang verborgen (wie in der TTT).
  • Klopfe an diesem „Tsunami-Gefühl“.
  • Bleib verbunden mit der/dem Klientin/en und überwache die emotionale Antwort.
  • Woran erinnert dich das?
  • Klopfe an was immer hochkommt, folge der Kette, bis die Emotionen vollständig aufgelöst sind.
  • Teste die Ergebnisse mit sowohl dem aufgetauchten spezifischen Ereignis als auch mit der ursprünglichen Erinnerung.

 

Die „Vorstellungs“-Technik (5):

 

Manchmal führe ich diese Technik als Spiel ein, und das kann besonders nützlich sein, wenn wir mit Kindern arbeiten.

Manchmal kann es sein, dass Menschen nur ein Gefühl haben, dass sie ein Trauma erlebt haben könnten. Dies kann mit dem Alter zu tun haben, in dem sich das Trauma ereignet hat; wenn es vor-sprachlich war und in der vor-sprachlichen Erinnerung abgespeichert ist; und auch damit, wie viel kognitiv abgespeichert ist. In Fällen, in denen es keine eigentliche Erinnerung gibt, sondern nur eine körperliche Wahrnehmung davon, dass etwas geschehen ist oder ein Wissen darum, aber keine Erinnerung, dann bringe die/den Klientin/en dazu, „es zu erfinden“. Es ist nicht wichtig, ob es wahr ist oder nicht, was wichtig ist, sind die daraus erwachsenen einschränkenden Verhaltensweisen und Überzeugungen, die sich „im Heute“ zeigen. Vorstellung und „Raten“ in der westlichen Welt entspricht dem, was der Osten den „sechsten Sinn“ nennt… er kommt von irgendwoher, vertraue ihm und folge ihm, es handelt sich hierbei häufig um einen wichtigen Zugang.

Sei allerdings vorsichtig und lege niemals nahe, dass ein Trauma oder ein Missbrauch geschehen ist und vergewissere dich, dass du im Vorwege die „Vorstellungs-Technik“ als Spiel – und nicht als die Wahrheit – herausgestellt hast.

Zusammenfassend ist EFT ein aufregendes neues Werkzeug, um mit Trauma zu arbeiten. Es macht es möglich, dass die/der Klient/in schnelle Erleichterung von traumatischen Erfahrungen erlangen kann und öffnet auf sanfte Weise die Türen, um vielfältige Schichten von Aspekten und Überzeugungen zu enthüllen und aufzulösen, was auf eine schmerzfreie und systematische Weise geschehen kann.

Trauma kann auf vielen Ebenen erfahren werden und es gibt kein feststehendes Rezept für bestimmte Trauma-Arten. Jedoch gilt als generelle Regel: je höher die Intensität (der Belastung), desto stärker ist der Bedarf, die/den Klientin/en zu dissoziieren, indem wir die „Film-Technik“ oder „Tränenfreie Trauma-Technik“ benutzen. Für Klient/innen, die nichts fühlen, ist die „Tsunami-Technik“ und die „Vorstellungs-Technik“ nützlich.

Um maximale Ergebnisse zu erzielen, wenn wir mit Klient/innen arbeiten, ist es wichtig, flexibler als die Klient/innen zu bleiben. Und während die beschriebenen Techniken einen wertvollen Rahmen darstellen, innerhalb dessen gearbeitet werden kann, gestatte dir selbst, deine Kreativität fließen und deine Intuition dich führen zu lassen!

 

Emma Roberts

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